Werte, nicht nur Erfolge zählen!

Sport-Sponsoring für Garagen

Werte, nicht nur Erfolge zählen!

29. Januar 2025 agvs-upsa.ch – In Zeiten, wo die Margen sinken, will ein Marketing- oder Sponsoringfranken gut investiert sein. Während gewisse (Auto-)Marken immer noch mit der grossen Kelle anrichten können, gilt für Garagenbetriebe, gezielt zu investieren und ihre Sponsoring-Partnerschaften clever auszuwählen. Doch auch für AGVS-Betriebe kann ein Sport-Sponsoring durchaus lukrativ und vor allem effektiv sein, wie Experten und Beispiele zeigen. Sara Brantschen und Jürg A. Stettler


Die F. + Ch. Müller AG mit der Ford Garage Wehntal ist stolzer Partner des Eishockeyclubs EHC Kloten. Foto: EHC Kloten

Sport-Sponsoring ist seit Beginn der Durch­führung der «Sponsor Visions Schweiz»-Studie der ZHAW, die seit Jahren Trends und Entwicklungen auf dem Schweizer Sponso­ring-Markt genauer unter die Lupe nimmt, der klar beliebteste Sponsoring-Bereich. In den letzten zehn Jahren waren mindestens 72 Prozent der insgesamt 93 befragten Unter­nehmen im Sport aktiv; im Jahr 2021 waren es gar 77 Prozent. Zwischen 50 000 und 500 000 Franken werden dabei fürs Sponsoring-Enga­gement ausgegeben. Das meiste Geld fliesst in die zwei Sportarten Fussball und Eishockey. Die Digitalisierung beeinflusst inzwischen aber auch den Schweizer Sponsoring-Markt: E-Sport wird zunehmend unterstützt und den «sportlichen» Duellen in diversen Video- und Computerspielen wird ein grosses Wachs­tumspotenzial zugeschrieben.


Die Fussballer von Neuchâtel Xamax können schon seit Jahren auf die Unterstützung der Automobiles Senn...


... zählen, wie auch dieser Zeitungsausschnitt von 1984 beweist. Fotos: Xamax​


Klar bekannter dank Fussball-EM
Dass Sport-Sponsoring so beliebt ist, ist kein Wunder: Sport verbindet und weckt Emotio­nen! Egal, ob es sich dabei um einen Team­sport, Motorsport oder einen Einzelsport handelt. Im Sport werden Erfolge gefeiert – durch harte Arbeit und den Willen, das Beste aus sich oder dem Team herauszuholen. Beim Sport ist auch der Gemeinschaftssinn wichtig und das Treffen mit Gleichgesinnten, egal ob für den Wettkampf oder schlicht einen Sta­dionbesuch. Sport ist äusserst facettenreich, daher bietet er die ideale Möglichkeit, um als Sponsoringplattform genutzt zu werden. Und zwar nicht nur für grosse Autohersteller, wie etwa die chinesische Marke BYD. Sie hatte als offizieller Autopartner der Fussball-Euro­pameisterschaft 2024 in Deutschland den bisherigen Sponsor VW ersetzt. Die Millio­neninvestition zeigte Wirkung: Nach der EM hatte gut jede und jeder zweite der deutschen Autokundschaft (52,9 Prozent) schon von der chinesischen Marke gehört – in einer ver­gleichbaren Voruntersuchung waren es ledig­lich 20,5 Prozent.

AGVS-Garagen als Sponsoren aktiv
Es müssen jedoch nicht Topstars wie Roger Federer oder Millionen sein, die man als Ga­rage eh nicht zur Hand hat, sondern auch mit weniger Mitteln kann man seinem Be­trieb und seiner Marke zu mehr Bekanntheit, einem guten Image oder mehr Sympathie bei der Kundschaft verhelfen. Das zeigen erfolg­reiche Sponsoring-Aktivitäten von AGVS-Be­trieben. Die F. + Ch. Müller AG mit der Ford Garage Wehntal etwa unterstützt den Eis­hockeyclubs EHC Kloten bereits seit acht Saisons. «Als langjähriger Autopartner des EHC Kloten sind wir mit Herz und Seele dabei. Die Ford Garage Wehntal und der EHC – das passt einfach perfekt zusammen!», erklärt Inhaberin Regula Müller. Und im Fussball kann sich beispielsweise Neuchâtel Xamax seit Jahrzehnten und egal, in welcher Liga der aktuelle Challenge-League-Club gerade kickt, auf die Unterstützung der Automobiles Senn verlassen. Nicht etwa der Sponsor, sondern bloss die Automarke hat für die Xamax-Spie­ler teilweise von Seat auf Cupra oder andere Marken aus der breiten Modell- und Marken­palette der AGVS-Garage gewechselt.

Die Garage Zimmerli in Aarau Rohr unter­stützt beispielsweise die Lenzburger Para-Schwimmerin Nora Meister und den BTV Aarau Volleyball. «Unsere Engagements sind mehr als nur Sponsoring. Für uns stehen echte Partnerschaften im Fokus, bei denen wir mit unserem Beitrag einen Mehrwert generieren und langfristige Effekte für die Sportlerinnen und Sportler erzielen», so die Begründung des AGVS-Mitglieds. Diese Liste der engagierten Garagistinnen und Garagis­ten könnte man noch beliebig ergänzen; da­her wollten die AGVS-Medien von den beiden Experten, Sven Reinecke und Meriton Ceka von der Universität St. Gallen, wissen, auf was es beim Sport-Sponsoring zu achten gilt.
 






Prof. Dr. Sven Reinecke

Jährlich fliessen Millionen ins Sport-Sponsoring, doch lohnt sich das auch auf kleinerer Stufe, wo man nicht von Hospi­tality-Zonen und Übertragungsrechten profitieren kann?
Sven Reinecke, Geschäftsführender Di­rektor des Instituts für Marketing und Customer Insight sowie Professor an der Universität St. Gallen (HSG): Ja, Sport-Sponsoring lohnt sich auch auf kleinerer Stufe, wenn es gezielt eingesetzt wird. Es er­möglicht Unternehmen, sich lokal zu veran­kern, Vertrauen aufzubauen und ihre Marke authentisch zu positionieren. Gerade in klei­neren Communities können Sponsoring-Massnahmen starke emotionale Bindungen schaffen, die durch direkte Ansprache und Präsenz entstehen.
 






Dr. Meriton Ceka
 
Dr. Meriton Ceka, Projektleiter und Post Doc des Instituts für Marketing und Cus­tomer Insight der Universität St. Gallen (HSG): Lokales Sponsoring mag zwar weniger Reichweite bieten, gleicht dies jedoch durch eine starke Identifikation und hohe Loyalität der Zielgruppe aus. Zudem ist es finanziell effi­zient und ermöglicht eine langfristige Marken­bindung – ein Vorteil, der häufig unterschätzt wird. Es kommt also weniger auf die Grösse an, sondern auf die strategische Umsetzung.

Bringt in der heutigen Zeit ein Trikot-Sponso­ring oder ein gebrandeter Wagen überhaupt noch etwas oder sind andere Wege gefragt?
Meriton Ceka: Trikot-Sponsoring und ge­brandete Wagen können immer noch wert­voll sein, aber sie funktionieren nicht allein. Ein Logo auf dem Wagen kommuniziert nicht automatisch mit den Kunden – erst durch ge­zielte Aktivierungen wie Social-Media-Kam­pagnen, Gewinnspiele oder interaktive Ak­tionen entsteht eine echte Verbindung.

Sven Reinecke: Der Schlüssel liegt in der Kombination aus klassischer Sichtbarkeit und modernen, aktivierenden Massnahmen, welche die Zielgruppe direkt einbinden und emotional erreichen. So wird aus einer stati­schen Platzierung eine dynamische und wir­kungsvolle Markenkommunikation.

Wie wird Sponsoring überhaupt messbar?
Sven Reinecke: Sponsoring wird messbar, indem klare Ziele definiert und geeignete, so­genannte KPIs – kurz für Key Performance Indicators – festgelegt werden. Dazu zählen:
  1. Reichweite und Sichtbarkeit: Messung der medialen Präsenz (z. B. TV, Social Media, Presse) und der geschätzten Kontaktzahlen.
     
  2. Markenwahrnehmung: Durchführung von Umfragen oder Studien, um Veränderungen in Bekanntheit, Image oder Kaufabsicht zu erfassen.
     
  3. Engagement: Analyse von Interaktio­nen, z. B. Social-Media-Likes, Shares, Kommentare oder Website-Traffic, der auf das Sponsoring zurückzuführen ist.
     
  4. Direkte Leads oder Verkäufe: Tracking von Conversions über spezifische Kampagnen-URLs, QR-Codes oder Rabattcodes.
     
  5. ROI (Return on Investment): Vergleich der Sponsoring-Kosten mit den direkt oder indirekt generierten Umsätze
Meriton Ceka: Moderne Tools wie Social Listening, Tracking-Software und Datenana­lysen erleichtern die Auswertung erheblich. Dennoch bleibt es für Unternehmen eine Her­ausforderung, insbesondere je weiter man im sogenannten Sales-Funnel, also dem kunden­zentrierten Vermarktungsmodell, in die Tiefe geht – etwa bei der direkten Zuordnung von Sponsoring-Aktivitäten zu Verkaufsabschlüs­sen. Hier wird die Messbarkeit zunehmend komplexer, was oft eine Kombination aus qua­litativen und quantitativen Methoden erfordert.

Welche Art von (Sport-)Sponsoring bietet sich für Garagenbetriebe an und wieso?
Sven Reinecke: Für Garagenbetriebe bie­tet sich lokales Sportsponsoring an, wie die Unterstützung von Amateurvereinen, Jugend­mannschaften oder regionalen Sportveran­staltungen. Dies schafft eine enge Verbin­dung zur lokalen Community und stärkt die authentische Wahrnehmung der Marke.

Meriton Ceka: Bei der Auswahl der Sport­art sollte eine Garage darauf achten, dass diese zur Zielgruppe und dem Markenimage passt. Beispielsweise kann eine Garage, die SUV oder Geländewagen verkauft, Outdoor- Sportarten wie Mountainbiking oder Fuss­ball fördern, während Motorsport-Aktivitä­ten eine technisch-affine Zielgruppe anspre­chen. Wichtig ist, dass die Sportart eine hohe regionale Relevanz hat und eine emotionale Verbindung zur Community ermöglicht.

Sven Reinecke: Kombiniert mit Aktivierun­gen, wie Social-Media-Kampagnen, Unter­schriftenaktionen oder Gewinnspielen, kön­nen solche Sponsoring-Massnahmen die Reichweite erhöhen und neue Kunden gezielt ansprechen. Lokales Sponsoring ist zudem kosteneffizient und erzeugt nachhaltige Bin­dungspotenziale.


Para-Schwimmerin Nora Meister aus Lenzburg AG kann auf die wertvolle Unterstützung der Garage Zimmerli in Aarau Rohr
zählen. Foto: PluSport/Swiss Paralympic


Wie wird entschieden, welche Sportlerin oder welchen Sportler man sponsert? Gibt es neben der Leistung auch noch andere Kriterien?
Meriton Ceka: Die Wahl eines Sportlers als Sponsorpartner geht weit über die sportliche Leistung hinaus. Entscheidend ist, dass die Person Werte wie Teamgeist oder Innovation repräsentiert, die zur Marke passen. Auch die Zielgruppen-Kompatibilität spielt eine grosse Rolle – die Fans des Sportlers sollten mög­lichst mit der Zielgruppe des Unternehmens übereinstimmen. Ein regionaler Bezug kann hier den Unterschied machen.

Sven Reinecke: Neben Image und Zielgruppen- Fit zählen Persönlichkeit und Präsenz. Athleten mit inspirierenden Geschichten schaffen eine tiefere emotionale Bindung zur Marke. Auch die mediale Reichweite, ob online oder in klassi­schen Medien, ist wichtig. Eine langfristige Part­nerschaft mit Potenzial für zukünftige Erfolge sorgt zusätzlich für Kontinuität und Vertrauen.

Auf was gilt es zu achten, wenn man sich eine Sportlerin oder einen Sportler als Markenbotschafter an Bord holt?
Sven Reinecke: Die Wahl einer Sportlerin oder eines Sportlers als Markenbotschafter ist eine strategische Entscheidung. Es geht nicht nur um sportliche Erfolge, sondern darum, wie gut die Person die Werte der Marke verkörpert und zur Zielgruppe passt. Ein positives Image und ein einwandfreier Ruf sind essenziell, ebenso wie Charisma und mediale Präsenz – on- wie offline.

Meriton Ceka: In der digitalen Welt zählt be­sonders eine authentische Social-Media-Ak­tivität, um Reichweite zu erzielen und Fans direkt anzusprechen. Langfristige Partner­schaften bieten zudem die Chance, eine nach­haltige Verbindung zur Marke aufzubauen und glaubwürdig zu kommunizieren.

Sven Reinecke: Genau, der ideale Marken­botschafter glänzt nicht nur im Sport, son­dern auch als authentische Persönlichkeit ab­seits des Spielfelds.


Es müssen aber nicht zwingend Sportler sein, die für Aufmerksamkeit sorgen sollen, wie der Comedian Charles Nguela und Sän­ger Bastian Baker als Botschafter von Amag Retail zeigen. Foto: Amag

Was tut man, wenn sich diese Person nach kurzer Zeit verletzt? Oder sich unflätig verhält und man Schaden für die eigene Marke befürchtet?
Meriton Ceka: Wenn eine Sportlerin oder ein Sportler, der das Gesicht Ihrer Marke ist, plötzlich ausfällt – sei es durch eine Verlet­zung oder unpassendes Verhalten – gerät das Unternehmen unter Druck. Doch genau hier zeigt sich, wie gut Sponsoring vorbereitet ist. Im Falle einer Verletzung kann Unterstüt­zung statt Distanzierung der Schlüssel sein. Eine Genesungskampagne oder motivierende Botschaften zeigen Loyalität und Mensch­lichkeit. Das schafft Sympathie und zeigt: Diese Marke steht zu ihren Werten, auch in schwierigen Zeiten. Anders sieht es bei Fehl­verhalten aus: Wenn der Markenbotschafter sich danebenbenimmt, ist schnelles Handeln gefragt. Hier zählen klare Verträge, die sol­che Situationen regeln, und eine deutliche Kommunikation nach aussen. Distanzierung von unethischem Verhalten ist unabdingbar, um den eigenen Ruf zu schützen. Eine mutige und transparente Stellungnahme signalisiert Verantwortung und Glaubwürdigkeit.

Sven Reinecke: Und: Kluges Sponsoring setzt nie alles auf eine Karte. Diversifikation – mehrere Botschafter oder parallele Projekte – hilft, Risiken abzufedern. Mit einem guten Krisenmanagement kann selbst eine heikle Situation zu einer Chance werden, Stärke und Werte zu beweisen. Denn auch im Sponso­ring gilt: Wie man mit Herausforderungen umgeht, entscheidet über den langfristigen Erfolg.

Welchen Sport oder Sportlerin/Sportler würden Sie persönlich sponsern und warum?
Sven Reinecke: Ich würde eine Sportart oder eine Sportlerin bzw. einen Sportler sponsern, deren bzw. dessen Leistung, Werte und Per­sönlichkeit zur eigenen Marke passt. Bei­spielsweise könnte ich mir die Unterstützung eines aufstrebenden Talents in einer regional verwurzelten Teamsportart vorstellen, wenn es um Teamgeist geht – und um Leichtath­letik, wenn es eher um individuelle Spitzen­leistung geht.

Meriton Ceka: Die Wahl hängt davon ab, wie gut die Person oder der Sport zur Ziel­gruppe passt. Ein:e Athlet:in mit einer inspi­rierenden Geschichte oder starkem Engage­ment für gesellschaftliche Themen wäre be­sonders reizvoll, da dies emotional berührt und eine authentische Botschaft transpor­tiert. Das Sponsoring sollte nicht nur Sicht­barkeit bringen, sondern auch Werte vermit­teln, die langfristig überzeugen. Wie wäre es beispielsweise mit Jolanda Neff, der Moun­tainbike-Weltmeisterin? Sie steht für Dyna­mik, Ausdauer und Präzision – perfekt für eine Marke, die Abenteuer, Robustheit und Leistungsfähigkeit in den Vordergrund stellt. Ihr Slogan könnte sein: «Für alle, die keine Strasse brauchen.»
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