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Kennzahl Verrechnungslohn

Gute Zahlen, um gut zu zahlen

17. Oktober 2023 agvs-upsa.ch – Gemäss Figas-Branchenspiegel beträgt der durchschnittliche Verrechnungslohn einer Schweizer Markengarage knapp 159 Franken. Reicht dies, um die Nachwuchstalente im Autogewerbe zu halten?
Sascha Rhyner


Foto: Istock

Die Frage umtreibt wohl jeden Garagisten und jede Garagistin: Wie hoch darf mein Stundenansatz sein, den ich Kundinnen und Kunden verrechnen kann und der gleichzeitig die Kosten im Unternehmen deckt? Dieser Stundenansatz wiederum hat einen direkten Zusammenhang mit den Löhnen, die den Angestellten bezahlt werden können. Und dies, so sagt Markus Aegerter, AGVS-Geschäftsleitung Branchenvertretung, ist ein Ansatz, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzutreten. «Die Löhne sind zwar nur ein Teil des Problems, aber ein wesentlicher», sagt ­Aegerter. «Um gute Fachkräfte an den Betrieb zu binden, ist unter anderem eine faire und den Leistungen entsprechende Entlöhnung unabdingbar. Dies ist aber nur möglich, wenn die Verrechnungsstundensätze korrekt sind und weiterverrechnet werden können.»

Der Stundenansatz respektive Verrechnungslohn ist ein Begriff aus dem Bereich der Kostenaufstellung und Buchführung, der insbesondere in Werkstätten und Serviceunternehmen verwendet wird. Er bezieht sich auf den internen Stundensatz oder Arbeitskostensatz, den eine Organisation oder ein Unternehmen festlegt, um die Arbeitskosten für die erbrachten Dienstleistungen oder Arbeiten zu berechnen. In einer Autowerkstatt beispielsweise wird der Verrechnungslohn dazu verwendet, den Preis für Arbeitsstunden zu bestimmen, die für Reparatur- und Wartungsarbeiten an Fahrzeugen anfallen. Gemäss dem jährlichen Branchenspiegel der Figas Autogewerbe-Treuhand der Schweiz AG betrug dieser für das Jahr 2022 im Schnitt knapp 159 Franken pro Stunde.


Markus Aegerter, AGVS-Geschäftsleitung (links) und Andreas Kohli, Leiter Treuhand Figas (rechts).

Anstieg im Jahr 2023 
Der Verrechnungslohn deckt neben den Lohnkosten der Mitarbeitenden die Gemeinkosten (bspw. Miete, Versicherung, Ausrüstung) und einen angemessenen Gewinn. Sollen also die Löhne steigen, muss auch ein höherer Stundenansatz verrechnet werden können. Nur – wie eingangs beschrieben: Was wird von der Kundschaft akzeptiert? «Das lässt sich so generell nicht beantworten», erklärt Markus Aegerter. «In grösseren Städten sind sich Kunden von Premiummarken Verrechnungsstundensätze weit über diesem Betrag gewohnt. In ländlichen Gegenden sieht das hingegen anders aus.»

Auch beim Finanzspezialisten Figas kennt man die Unterschiede beim Verrechnungslohn je nach Werkstatt und Standort. «Eine absolute Grösse gibt es nicht. Dies ist effektiv stark orts- und markenabhängig», erklärt Andreas Kohli, Leiter Treuhand bei der Figas. Seit 2007 (132 Franken) stieg der Verrechnungslohn auf knapp 160 Franken. Und Kohli stellt fest, «dass die Verrechnungslöhne 2023 auf breiter Front angestiegen sind, mehrheitlich zwischen 5 und 10 Franken». Auch wenn neben dem Lohn Kriterien wie das Arbeitsumfeld entscheidende Komponenten für die Arbeitszufriedenheit sind, sei zu prüfen, ob die aktuellen Löhne marktgerecht sind. «Es ist heutzutage sicherlich angebracht, frühzeitig entsprechende Lohnerhöhungen vorzunehmen, bevor die Mitarbeitenden bessere Angebote erhalten», sagt Kohli. «Ansonsten besteht das Risiko, dass die Mitarbeitenden ein entsprechendes Angebot annehmen, ohne vorher das Gespräch mit dem aktuellen Arbeitgeber zu suchen.»

Wie aber kann ein Garagist den Verrechnungslohn erhöhen? Ein Ansatz ist laut Markus ­Aegerter, «dass sich Garagistinnen und Garagisten bewusst sind, welche Dienstleistungen sie ohne Kostenfolge anbieten wollen und welche nicht». Dies sei insbesondere im Hinblick auf die Einführung von echten Agentursystemen wichtig, bei denen zum Teil Kosten vom Hersteller entschädigt werden, die bisher vom Garagisten selbst getragen wurden. Auch Andreas Kohli kennt die Krux: «Das ist ein heikles Thema. Ich denke, speziell bei Probefahrten fehlt das Verständnis der Kunden, diese zu bezahlen.» Er hält indes fest, dass bei anderen Dienstleistungen die Tendenz zur konsequenten Verrechnung da sei. «Das Erbringen von Dienstleistungen und deren angemessene Verrechnung wird in der Zukunft eine immer wichtigere Rolle in der Mobilitätsbranche spielen», ist Kohli überzeugt.

Erfolgsfaktor Werkstattorganisation
Sollen Dienstleistungen wie Probefahrten also künftig verrechnet werden und wie werden Kundinnen und Kunden reagieren? «Ich bin überzeugt davon, dass die Kunden Verständnis hätten, wenn es auch transparent aufgezeigt wird», sagt Aegerter und zieht einen passenden Vergleich: «Als in der Reisebranche Online-Anbieter aufkamen, sahen sich die Reisebüros gezwungen, ihre Dienstleistungen zu verrechnen, wenn die Kunden nach der Beratung zuhause online gebucht haben.» Die Kunden hätten dies grösstenteils verstanden und akzeptiert. «Ich gehe davon aus, dass dies bei einer Probefahrt oder der komplexen ­Beratung für ein E-Auto nicht anders wäre», so Aegerter, «vorausgesetzt, dass sich so eine Praxis in der Branche durchsetzt und nicht nur von Einzelnen angewendet wird.»

So wichtig der Verrechnungslohn für den wirtschaftlichen Erfolg ist, so ist er gleichwohl nicht der einzige Faktor, betont Andreas Kohli: «Nebst der Höhe des Verrechnungslohnes ist für die Wirtschaftlichkeit entscheidend, wie gut die Aufbau- und Ablauforganisation einer Werkstatt sind und wie konsequent die Arbeiten den Kunden fakturiert werden.» Der wirtschaftliche Erfolg einer Autowerkstatt hängt also von einer Vielzahl von Faktoren ab, darunter der Qualität der Arbeit, der Kundenzufriedenheit, der Effizienz der Betriebsabläufe und der Fähigkeit, sich an Veränderungen in der Branche anzupassen. Ebenso sind eine effiziente Kostenkontrolle und Budgetplanung wichtig, um sicherzustellen, dass die Werkstatt profitabel arbeitet. Dies umfasst die Überwachung von Arbeitskosten, Materialkosten und Betriebsausgaben. Es ist ebenso wichtig zu beachten, dass der Verrechnungslohn auch dazu dient, die laufenden Betriebskosten der Werkstatt zu decken und einen Gewinn zu erzielen.
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